Change: Hindernisse aus dem Weg räumen

Wenn nicht Veränderungen zu managen die Aufgabe einer Führungskraft ist, dann weiß ich nicht genau, was die Aufgabe einer Führungskraft ist. Im Change musst du deinem Team alle Hindernisse aus dem Weg räumen.
  • Wir haben in den letzten Malen darüber gesprochen, warum die Dringlichkeit so wichtig ist.
  • Wir haben drüber gesprochen, warum es ein High Performing Team braucht in der Führungsmannschaft, um Change voranzutreiben. Wenn da Silos sind, dann klappt das nicht.
  • Und auch darüber, dass du eine Vision für den Change brauchst, die zementiert wird.

Im Change Hindernisse aus dem Weg räumen ist kritisch für den Erfolg.

Zur Erinnerung: die acht Stufen im Change nach John Kotter .

Heute sind wir bei Hindernisse aus dem Weg räumen. Sehr oft erlebe ich, dass man glaubt, dass die Reorganisation der Change wäre. Ich setze eine neue Aufbauorganisation in Kraft. Aufbauorganisation, das sind diese Kästchen, die alle mit Namen gefüllt werden wollen und die jedem Mitarbeiter ein oberflächliches Gefühl der Zugehörigkeit gibt.

Dann baue ich nebenher noch die Ablauforganisation. Das ist, wie diese Kästchen miteinander arbeiten. Und fertig.

Falsch

Doch schon ab hier wird es schwierig. Man reorganisiert nicht, um des Reorganisierens wegen. Und mit einer kurz aufgeschriebenen Auf- und Ablauforganisation beginnen die Probleme. Warum?

Du hast jetzt das richtige Team in place, und du hast auch die Vision, wohin es gehen soll und dies auch kommuniziert und verstanden. Das reicht aber nicht.

Jetzt wissen wir zwar wohin wir wollen, aber im Regelfall klappt das nicht mit dem, wie es bisher war. Die Menschen kommen nicht ins Tun, weil in den Köpfen die alte Orga manifestiert ist.

Wie kann man das ändern?

  • Man setzt neue Teams zusammen,
  • trennt alle Teams absichtlich und wissentlich, damit sie nun anders zusammenarbeiten können
  • zieht physisch in einen anderen Raum um, damit es sich einfach anders anfühlt
  • Tapentewechsel können Wunder bewirken.

Als wir eine bessere, schnellere Continuous Deployment und Continuous Improvement Prozess einführen wollten (also einfach gesprochen SCRUM), da haben wir die Kollegen, die vorher in getrennten Räumen waren, zusammengesetzt.

Das liegt auf der Hand sagst du?

Aber ich kann sagen, der Widerstand war am Anfang sehr groß. Insofern war es wichtig, dass die anderen Punkte, die wir schon besprochen haben, verstanden wurden. Warum machen wir das?

Die Produktmanager saßen jetzt inmitten Ihrer IT Kollegen. Wir haben die Leute, so wie wir sie in Scrum Teams organisiert haben, auch physisch zusammengesetzt und in eine Raum umgezogen.

Und das war notwendig. Wenn du das nicht machst, dann wird der Grund für den Change vielleicht verstanden aber anschließend nicht richtig umgesetzt. Das Hindernis konnte im Change nur aus dem Weg geräumt werden, indem wir die Menschen umzogen. Aus ihrer gewohnten Umgebung herausholten. Für die Kollegen fühlte es ich nun auch anders an, denn sie arbeiteten nun auch physisch im neuen Prozess.

Und das war mehr oder minder schon ein Schlüssel für den Erfolg.

Es können aber auch lieb gewonnene Prozesse stören. Prozesse die dafür sorgen, dass man nicht mehr effizient arbeitet. Manuelle Arbeit kann hier schädlich sein, manchmal können Prozesse auch digitalisiert werden. Die Digitalisierung an sich ist ja nicht das Ziel, sonder ein Hilfsmittel effizienter oder sogar effektiver zu werden.

Bei einer Firma lief viel zu viel manuell. Gut war, dass die Marketing-Organisation schon in die Vertriebs-Organisation integriert war.

Smarketing halt.

Aber der Kern-Prozess in diesem Bereich war recht crude. Wenn du dich als Partner bewerben wolltest, dann hast du tatsächlich –  alle bitte sitzen bleiben, Trommelwirbel und zuhören:

  • ein PDF online runtergeladen.
  • Du hast es ausgedruckt.
  • Du hast es ausgefüllt, und
  • dann hast du es eingescannt.
  • Noch schlimmer: du hast es gefaxt.
  • Dann landete es in der Firma.
  • Dort hatte ein Mitarbeiter das eingetippt,
  • manuell in jeweils drei Systemen.

Dabei sind dann noch Fehler passiert, sodass es ein paar Schleifen gab. Wenn es Zahlendreher gab wie Kontoverbindung oder Telefonnummer, musste das noch einmal gerade gezogen werden.

Wenn das Ziel ist, wir wollen schneller werden, wir wollen die manuelle Arbeit abschaffen, damit die Mitarbeiter sich zukünftig auf das Gewinnen von Partnern und nicht in das Administrieren von Partnern konzentrieren können – wenn das die Zukunft ist, dann musst du dafür sorgen, dass sich das ändert. Dann musst du das Hindernis aus dem Weg räumen. So muss in diesem Fall der Prozess digitalisiert werden.

Die Idee war einen Entwickler zu beauftragen, diesen Prozess zu automatisieren. Somit konnten sich das Team wieder auf die eigentliche Aufgabe konzentrieren: dem Gewinnen von Partnern.

Wenn du das nicht machst, sondern nur sagst „Ja, da wollen wir hin, jetzt macht mal“, dann kommt der Veränderungsprozess ins Stocken, weil dieses Hindernis nicht aus dem Weg geräumt ist. Das Marketing kann ja nicht selber einen ITler beauftragen und manchmal sitzt man selbst in einem Problem und sieht die Lösung nicht. Da bist du als Führungskraft gefordert in diese dunkle Höhle mit der Taschenlampe zu leuchten.

Prozesse müssen angefasst werden.

Das tut meistens sehr weh. Das schmerzt. Man muss lernen anders zu arbeiten. Aber wenn die Punkte davor alle verstanden sind, dann bekommst du das hin.

Menschen physisch umzuziehen, neue Teams zu formen die jetzt zusammenarbeiten sollen. Das hilft, um den Veränderungsprozess zu beschleunigen, auch wenn es sich am Anfang so anfühlt, als wenn alles langsamer geht. Sei wachsam, dass du als Führungskraft die Hindernisse erkennst und sie dann beiseite schaffst.

In diesem Sinne werden wir nächstes Mal darüber sprechen wie man kurzfristige Ziele festsetzt, wie man die Erfolge konsolidiert und daraus weitere Veränderungen ableitet.

Und natürlich, last but not least: wie schafft man es, diese Veränderung in der Unternehmenskultur zu verankern?

Das ist wirklich sehr schwer. Daran scheitern ganz viele. Daran bin ich auch schon oft gescheitert, dass plötzlich, wenn man da nachlässt und das nicht macht, der gesamte Prozess sich wieder zurück abgewickelt. Da reicht es nicht, dass die anderen Prozesse gut waren. Im Change musst du halt auch immer die Hindernisse aus dem Weg räumen.

Dieser Artikel basierte auf dieser Podcast-Episode meines Podcats „Dein Team, Deine Pflicht“.

Hier schreibt Kai Boyd
Mit jahrzehntelanger Erfahrung in Führungspositionen, darunter bei PricewaterhouseCoopers und Deutsche Telekom, Telefonica, deal united, Twilio und weg.de, hilft Kai Boyd Unternehmern und Einzelkämpfern, ihre Führungsfähigkeiten zu verbessern. Der Münchner und begeisterte Jogger bringt Expertise aus Konzernen, dem Mittelstand und Start-ups ein.

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