Home-Office: kann das die Zukunft sein?

Wie werden wir nach der Krise arbeiten? Ist das Home-Office ein Konzept für die Zukunft? Vielleicht ist dieser Beitrag zu früh? Ich weiß es nicht. Aber irgendwann wird der Tag kommen, an dem wir aus dem Home-Office wieder ins Büro gehen können/dürfen/müssen.

Wie es da wohl heute aussieht? Macht da eigentlich jemand sauber? Ist alles verstaubt? Hat jemand seine alte Semmel vergessen? Lebt der Kühlschrank? Möchte man überhaupt wieder ins Büro?

Wenn man sich überlegt, was gerade mit uns passiert, dann kann man davon ausgehen, dass wir vor einer tiefgehenden Transformation stehen.

Treibende Kraft ist die Digitalisierung – das Zwangs-Home-Office führte unweigerlich zur Vernetzung von allem mit allem. Wie ist es euch dabei ergangen? Microsoft Teams, Zoom, Google Hang-Out, Skype, Microsoft Whiteboard, Break-Out … alles am Bildschirm.

Vier von zehn Mitarbeitern arbeiten im Home-Office

  •  Der Anteil der Menschen im Home-Office ist schon in den ersten Wochen der Corona-Krise deutlich gestiegen.
  •  Ende März 2020 arbeiteten mehr als 4 von 10 der Befragten in Deutschland zumindest ab und zu im Home-Office, heißt es in einer Studie. Vor der Krise waren es nur 35 Prozent. Auch die Intensität stieg deutlich. Derzeit arbeiten 4 von 10 Mitarbeitern mehrmals pro Woche von zu Hause aus. Vor der Krise waren es gerade mal 2 von 10 – und das auch nur mindestens einmal pro Woche. Die Zustimmung der Beschäftigten ist enorm. Nur 19 Prozent waren im Home-Office unzufrieden, dabei macht das jeder fünfte Mitarbeiter zum ersten Mal.

Der Internet-Traffic hat um 10 Prozent zugenommen

  •  Beim größten Internetknotenpunkt der Welt in Frankfurt hat der Traffic um 10 Prozent zugenommen (weil ja u.a. alle von zu Hause aus arbeiten)
  •  Auch ich habe für euch eine Reihe von Ratgebern zum Home-Office geschrieben und in diesem Podcast zum Besten gegeben. Auch Schulungen dazu führte ich durch. So hat man dann die richtigen Strategien für das Homeoffice. Aber ob man sie nun befolgt oder nicht, das Arbeiten im Home-Office setzt immer eine Gewöhnungsphase voraus. Diese Erfahrung hat dann jeder selbst gemacht.
  • Denn bist du ganz allein – für viele ein nicht unerheblicher Faktor. Bei einer Befragung der Bitkom gaben zwei Drittel aller Befragten an, sie würden die Arbeit im Büro dem Homeoffice vorziehen – unter anderem wegen dem Kontakt zu den Kollegen.

Raum und Zeit spielen keine Rolle mehr

Wir haben also in den letzten Wochen gelernt, dass Raum und Zeit keine Rolle mehr spielen müssen. Kollegen sitzen auf der ganzen Welt verteilt. Wir müssen nicht mehr in die USA reisen, um dort zu arbeiten. Es geht nun vom Wohnzimmer aus und das Feedback ist auch prompt da. Das ist natürlich schon seit der Geburtsstunde des Home-Offices in 1973 möglich, aber das Niveau ist ein anderes – heute ist technologiegestützt fast alles möglich. Das Home-Office ist endlich in der Zukunft angekommen .

Alle Widerstände gegen das Home-Office und die Digitalisierung wirken durch diese Krise wie weggewischt.

Die acht Stufen nach Kotter wurden im Schweinsgalopp genommen. Die Dringlichkeit war schnell klar – sonst konnte man nicht mehr arbeiten. Es hat sich auch gezeigt, wie gut die Führungskräfte vorbereitet waren – denn eine Führungskoalition nach Kotter musste sich schnell formen. Wie schnell Firmen Hindernisse aus dem Weg geräumt haben – das war schon erstaunlich. Mit Hochdruck wurden Netzwerke und VPNs ausgebaut und Mitarbeiter mit Laptops ausgerüstet – das war echt eine Meisterleistung. Stellt sich nun noch die Frage, wie die Erfahrung der letzten Wochen in der Unternehmenskultur verankert wird.

Wenn das Home-Office die Zukunft werden soll – was fehlt noch?

  •  Die Ausstattung muss vorhanden sein
    •  Das sind nicht nur Laptops, man braucht Zugänge und weit mehr Kollaborationstools als nur die E-Mail. Kameras, anständige Mikrofone und eine ganze Reihe von nützlichen Helferlein braucht es ebenfalls, um vernünftig arbeiten zu können. Es stellt sich natürlich auch die Frage, welche Tätigkeiten aus dem Home-Office nicht gehen? Mir fällt da im Büroalltag nichts ein – was meinst du?
  •  Das heimische Netzwerk ist am Limit
    •  Mit vier Personen zu Hause, die alle gleichzeitig auf das Netzwerk und den Router zugriffen, wurde es schnell eng bei uns. Da waren die 150 Mbit/s unserer Leitung zwar toll, aber einfach nicht immer verfügbar. Wir brauchten leistungsstärkere Router und ein vernünftiges Mesh-Netzwerk bis es ohne Probleme ging. Damit hätte ich nicht im Traum mit gerechnet. Das alleine zu evaluieren und dann zu installieren, hat mich zwei Tage gekostet. Schließlich sollte Sonos ja auch wieder funktionieren. Wie will einem da zukünftig der IT -Support helfen? Es kann ja nicht jeder ein Nachrichtentechnik Studium nachlegen oder ist sogar bereit für die Ausleuchtung des Hauses 700 EUR zu investieren.
  •  Hackerangriffe
    •  Mit dem Home-Office ist auch das Risiko für Cyberkriminalität deutlich gestiegen. Es reichen kleine Sicherheitslücken, um Hackern Zugriff auf das Unternehmensnetzwerk zu gewähren. Reicht das technische Equipment nicht für alle Mitarbeiter, stellen auch private Rechner mit Unternehmenszugriff eine Gefahr dar: Oft sind die Sicherheitsstandards niedriger und auch die regelmäßige Wartung fehlt. Ist dein privater Rechner immer auf dem neusten Stand?
    •  Hier werden wir wohl mehr Sensibilisierung durch die Firmen erfahren – da braucht es eine Menge Schulung.

Es liegt an der Einstellung ob das Home-Office die Zukunft ist.

Am Ende liegt es oft aber nicht nur an einer mangelnden technischen Infrastruktur, sondern auch an der Einstellung vieler Führungskräfte – also auch dir. Eine Studie des Instituts für Arbeitsmarkt und Berufsforschung kam 2019 zu dem Schluss, dass viele Vorgesetzte noch immer glauben, ihre Mitarbeiter seien im Homeoffice weniger produktiv.

Das kannst du als Führungskraft natürlich ändern. Dann ist das Home-Office auch in Zukunft integraler Bestandteil der Arbeitswelt.

Dieser Artikel basierte auf dieser Podcast-Episode meines Podcasts „Dein Team, Deine Pflicht“.

Hier schreibt Kai Boyd
Mit jahrzehntelanger Erfahrung in Führungspositionen, darunter bei PricewaterhouseCoopers und Deutsche Telekom, Telefonica, deal united, Twilio und weg.de, hilft Kai Boyd Unternehmern und Einzelkämpfern, ihre Führungsfähigkeiten zu verbessern. Der Münchner und begeisterte Jogger bringt Expertise aus Konzernen, dem Mittelstand und Start-ups ein.

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