Bossing: Wenn Chefs selbst mobben

Mobbing am Arbeitsplatz beginnt oft leise. Ein abfälliger Kommentar, ein Lächeln, das mehr Spott als Wärme enthält, oder das bewusste Vorenthalten von Informationen. Besonders zerstörerisch wird es, wenn nicht Kolleginnen und Kollegen, sondern Vorgesetzte selbst die Täter sind. Diese Form heißt Bossing und sie trifft Mitarbeitende ungleich härter. Denn gegen Mobbing von oben ist die Gegenwehr deutlich erschwert.

Für dich als Führungskraft bedeutet das: Bossing ist nicht nur ein individuelles Drama. Es ist ein Führungsproblem, das dein Team destabilisiert und deine Verantwortung berührt.

Was ist Bossing?

Beim Bossing geht es nicht um harte, aber faire Kritik. Es handelt sich um systematisches Verhalten, das darauf abzielt, Mitarbeitende kleinzumachen, auszugrenzen oder aus dem Unternehmen zu drängen.Typische Muster sind:

  • Mitarbeitende werden schlecht oder gar nicht eingearbeitet.
  • Informationen werden bewusst zurückgehalten.
  • Kritik erfolgt dauerhaft und oft vor anderen.
  • Gerüchte oder Abwertungen werden gestreut.

Beispiele aus dem Alltag

  • Fall 1: Eine Abteilungsleiterin setzt ihre neue Mitarbeiterin kaum ein, verweigert Weiterbildungen und behauptet regelmäßig in Meetings: „Die kriegt das einfach nicht hin.“ Ergebnis: Die Betroffene verliert das Selbstvertrauen, während das Team schweigt.
  • Fall 2: Ein Teamleiter schreibt jede E-Mail seiner Mitarbeitenden um, nicht um die Qualität zu sichern, sondern um sie öffentlich bloßzustellen. Die Betroffenen meiden jede Eigeninitiative.
  • Fall 3: Ein Vorgesetzter macht spitze Witze über eine Mitarbeiterin, die sich in Social Media nicht auskennt. Der „Running Gag“ wird zur systematischen Demütigung.

Warum Bossing so gefährlich ist

Bossing zerstört Vertrauen und Teamgeist. Die Kolleginnen und Kollegen ducken sich weg – froh, nicht selbst im Fokus zu stehen. Zurück bleibt ein isoliertes „Ich“, abgeschnitten vom „Wir“. Für dich als übergeordnete Führungskraft bedeutet das: Du verlierst Leistung, Motivation und Loyalität im gesamten Bereich.

Was kannst du als Führungskraft tun?

Wenn du bemerkst, dass eine dir unterstellte Führungskraft mobbt, brauchst du ein klares Vorgehen.

  1. Hinsehen statt wegschauen
    Prüfe aktiv, ob Beschwerden oder Signale im Team auf Bossing hindeuten. Häufig wird das Thema verschwiegen, gerade deshalb musst du gezielt nachfragen.
  2. Klarstellen, was akzeptables Führungsverhalten ist
    Mache unmissverständlich deutlich, dass Demütigungen, Ausgrenzung und öffentliches Bloßstellen keine Führungsinstrumente sind. Definiere Standards für Feedback und Kritik.
  3. Gespräch mit der mobbenden Führungskraft führen
    Konfrontiere sie sachlich: „Mir liegen Hinweise vor, dass du Mitarbeitende vor anderen bloßstellst. Das ist nicht akzeptabel. Wie erklärst du dir dieses Verhalten?“ Verlange konkrete Änderungen und dokumentiere sie.
  4. Unterstützung für Betroffene sichern
    Sorge dafür, dass betroffene Mitarbeitende Ansprechpartner haben: HR, Betriebsrat oder externe Beratung. Ein Mobbingtagebuch kann helfen, Vorfälle zu belegen.
  5. Konsequenzen einleiten
    Wenn keine Veränderung erkennbar ist, sind Versetzungen oder arbeitsrechtliche Schritte nötig. Wer systematisch mobbt, kann keine Führungsverantwortung tragen.

Handlungsempfehlung für dich

  • Nimm Beschwerden ernst, auch wenn sie subtil erscheinen.
  • Trenne harte, aber faire Kritik von systematischer Demütigung.
  • Stelle klar: Führung heißt Verantwortung – nicht Machtmissbrauch.
  • Halte dich selbst an eine Regel: Niemand darf durch Führung krank werden.

Bossing ist die perfideste Form von Mobbing. Wenn Führungskräfte selbst mobben, schädigt das nicht nur einzelne Mitarbeitende, sondern den gesamten Bereich. Deine Aufgabe ist es, schnell und entschieden einzugreifen, zum Schutz der Betroffenen und zur Sicherung der Leistungsfähigkeit des Teams. Klare Ansprache, Unterstützung für die Opfer und Konsequenzen für die Täter sind die einzigen wirksamen Schritte.

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Hier schreibt Kai Boyd

Mit jahrzehntelanger Erfahrung in Führungspositionen, darunter bei PricewaterhouseCoopers und Deutsche Telekom, Telefonica, deal united, Twilio und weg.de, hilft Kai Boyd Unternehmern und Einzelkämpfern, ihre Führungsfähigkeiten zu verbessern. Der Münchner und begeisterte Jogger bringt Expertise aus Konzernen, dem Mittelstand und Start-ups ein.

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