When – richtiges Timing für Führungskräfte

Daniel H. Pink ist der Bestsellerautor von mehreren Büchern, die die Buchcharts der New York Times angeführt haben. Zu seinen anderen Büchern gehören „Drive: The Surprising Truth About What What Motivates Us“ (deutscher Titel: „Drive: Was Sie wirklich motiviert“) und „To Sell is Human: The Surprising Truth About Moving Others“ (deutscher Titel: „Mehr Wert: Die Kunst, gefragt zu sein“).

Dieser Artikel basiert auf dieser Podcastfolge und ist auch als Video verfügbar.

Ich lese so viel, aber es gibt nur wenige Bücher, die langfristig hängen bleiben: „Die 5 Dysfunktionen eines Teams“, das ich dir kürzlich vorgestellt habe, ist so eines (10 Jahre schon in meiner Bestsellerliste), „The Infinite Game“ von Simon Sinek ist dieses Jahr neu hinzugekommen und „When“ von Daniel Pink seit zwei Jahren.

When“ ist definitiv ein nachhaltig beindruckendes Buch für mich.

In diesem Buch vermittelt Pink das Wesentliche von ungefähr 700 wissenschaftlichen Studien, die durchgeführt wurden, um die Bedeutung des „Timings“ in unserem Leben zu verstehen.

Daniel hat in diesem Buch die folgenden wichtigen Aspekte beschrieben:

  • Wie man seinen Chronotypen versteht
  • Warum Nickerchen und Pausen absolut entscheidend sind
  • Das Konzept der Halbzeit verstehen und wie man damit umgeht

Hast du jemals deine Routinen wahrgenommen oder ein Muster in deinem Leben bemerkt? Ich habe bis zum Lesen des Buches nie ein solches Muster bemerkt. Aber nach dem „When“ bemerke ich diese Muster sehr bewusst und versuche besser damit umzugehen.

Höhepunkt – Tiefpunkt – Erholung

Unser allgemeines Gefühl von Optimismus erreicht morgens seinen Höhepunkt, fällt nachmittags ein wenig ab und schießt abends wieder in die Höhe. Das passiert jeden Tag und bei jedem. (Zu dieser Schlussfolgerung kamen Forscher der Cornell University, nachdem sie 500 Millionen Tweets über einen Zeitraum von zwei Jahren betrachtet hatten.)

Ist das nicht wie einer dieser „Wow!!!“-Fakten, die man über den eigenen Körper und das eigene Verhalten wissen muss?Das Muster ist ganz leicht zu merken: morgens Höhepunkt, nachmittags Tiefpunkt und abends wieder die Erholung. Die Negativität zeigt übrigens genau das umgekehrte Muster: Nachmittags geht’s hoch und abends geht’s runter!

Nun lass uns zu einer Studie außerhalb der sozialen Medien übergehen (weil soziale Medien nicht unsere “echten“ Stimmungsmuster widerspiegeln!).

Sprechen wir über die Arbeit. Wir schauen uns mal die i.d.R. quartalsmäßigen Konferenzschaltungen zwischen dem Management eines Unternehmens und den Aktienanalysten an. Nach der Analyse von über 26.000 dieser Konferenzschaltungen, durchgeführt von drei Professoren einer amerikanischen Uni, ergab sich ein Muster. Die Studie ergab, dass sich die morgendlichen Konferenzcalls als recht positiv herausstellten. Aber im Laufe des Tages wurde der „Ton immer negativer und weniger entschlossen“. Du musst wissen, dass die Aktienkurse als Reaktion auf die Performance des Managements in einem solchen Call direkt beeinflusst werden. Obwohl sich natürlich die Aktienkurse irgendwann von selbst korrigieren werden, waren die Beobachtungen bemerkenswert.

Wie sieht es mit Schulkindern aus? Als die Harvard-Studentin Francesca Gino und zwei dänische Forscher vier Jahre lang die Testergebnisse von zwei Millionen dänischen Schulkindern betrachteten und die Ergebnisse mit der Tageszeit abglichen, zu der die Schüler einen Test machten, gab es auch eine Korrelation: Die Schüler erzielten morgens höhere Punktzahlen als nachmittags.

Kurz gesagt, unsere Stimmungen und Leistungen schwanken während des Tages. Bei den meisten von uns folgt die Stimmung einem gemeinsamen Muster – einem Höhepunkt, einem Tiefpunkt und einer Erholung.

Zu welchem Chronotyp gehörst du?

Pink spricht auch über ein paar wichtige Aspekte, um die oben genannten Muster zu verstehen, und wie man dieses Wissen nutzen kann, um seinen Tag zu optimieren.

Lerchen, Eulen und andere Vögel. Zu welchem Chronotyp (innere Uhr) gehörst du?

  • Lerchen: Früh schlafen, früh aufstehen. Diese Menschen finden den Vormittag produktiver.
  • Eulen: Lange schlafen, spät aufstehen. Diese Menschen sind während der Nacht produktiv. Der Morgen ist für sie vielleicht nicht synchron.
  • Der Rest von uns gehört zu den anderen Vögeln.

Lerchen und die anderen Vögel folgen dem Muster von Hoch, Tief und Erholung. Aber ungefähr eine von vier Personen, d.h. Eulen, folgen der umgekehrten Reihenfolge, also Erholung, Tief und Höhepunkt.

Pink erklärt, dass es wichtig ist, diesen Zyklus zu verstehen, weil die mittlere Periode (Tief) gefährlicher ist, als den meisten von uns bewusst ist. Um den Tag bestmöglich zu nutzen, solltest du deinen eigenen Chronotyp identifizieren und verstehen, dass bestimmte Aufgaben am besten zu bestimmten Tageszeiten erledigt werden. Lerchen beispielsweise sollten während der Morgenstunden analytische Aufgaben erledigen und wichtige Entscheidungen treffen, während sie sich nachmittags den Routineaufgaben widmen. Eulen hingegen sollten die Nachtzeit für kritische Aktivitäten nutzen.

Pausen und sogar kurze Nickerchen können bei richtiger Zeiteinteilung sehr vorteilhaft sein.

Pausen sind eine ausgezeichnete Möglichkeit, die Leistung zu verbessern. Füge Pausenzeiten zu deinem Arbeitstag hinzu. Die ideale Pause ist Bewegung (wie Gehen) statt Stillstand, und zwar mit einem Freund/Kollegen; das ist besser als alleine. Draußen ist besser als drinnen.

Eine der einfachsten Pausen von allen ist: sechzig Sekunden aufstehen, Arme und Beine schütteln, Muskeln anspannen, den Körper rotieren lassen, sich wieder hinsetzen.

Mache jede Stunde einen fünfminütigen Spaziergang.

Pink empfiehlt auch den „Nappuccino“. Idealerweise trinkst du nach dem Mittagessen einen Kaffee und stellst dann deinen Timer auf 20 Minuten. Wenn du sieben Minuten brauchst, um einzuschlafen, wachst du etwas später wieder auf, völlig erfrischt und mit dem Koffein im Blut.

Erfolgreicher Start und die Kraft der Halbzeit

Ein guter Start ist wirklich für jedes Projekt eine wichtige Sache. Mit Momentum zu starten macht den Erfolg wahrscheinlicher. Scheitert etwas, sollten wir versuchen, nochmal von vorne anzufangen.

Wenn ich laufe (vor allem früher regelmäßig Halbmarathon), konzentriere ich mich auf den Start und das Ende. Dasselbe gilt für jedes Projekt bei der Arbeit. Der Start und das Ende bekommen üblicherweise die meiste Aufmerksamkeit. Es gibt jedoch viele Daten, die die Wichtigkeit der Halbzeit zeigen.

Die Forscherin Connie Gersick nennt es den „Uh-oh-Effekt“. Ein Projekt würde beginnen, nichts würde fertig werden und dann, genau zur Mitte, zwischen dem Start und der Deadline, würde sich das Team zusammensetzen und sagen: „Uh-oh, wir müssen an die Arbeit gehen.“ Erst dann würden sie anfangen, Fortschritte zu machen.

In einer Studie über Basketballspiele haben Teams, die zur Halbzeit nur um einen Punkt im Rückstand waren, eine höhere Gewinnwahrscheinlichkeit. Tatsächlich gewannen Heimteams mit einem Rückstand von einem Punkt zur Halbzeit in mehr als 58 Prozent der Fälle.

Den Forschern zufolge „hat allein die Tatsache, dass ihnen gesagt wurde, dass sie zur Halbzeit leicht hinter einem Gegner zurücklagen, sie dazu gebracht, sich mehr anzustrengen“.

Drei Tipps, wenn es mal nicht so gut läuft

Wenn es schlecht läuft, dann kann dir dieses Vorgehen hier helfen: Zuerst musst du dir bewusst sein, dass du dich in der Mitte, also in der Halbzeit, befindest. Zweitens: Nun, da du dir der Halbzeit bewusst bist, bereite dich mental darauf vor durchzustarten. Stelle dir drittens in der Halbzeit vor, dass du hinter dem Zeitplan liegst (aber nur um ein wenig!), um deine Motivation zu entfachen. Damit erhöhst du die Wahrscheinlichkeit, dass dein Projekt erfolgreich zum Abschluss kommt.

Diese drei Tipps helfen mir, meinen Tiefpunkt zu erkennen und ihn im Voraus zu planen. Sie helfen mir, wach und bewusst zu bleiben, indem ich die Idee von kurzen Pausen und Nickerchen während der Arbeitszeit nutze. Außerdem nutze ich die Halbzeit, um den Abschluss einer Arbeit positiv zu beeinflussen.

Hier schreibt Kai Boyd
Mit jahrzehntelanger Erfahrung in Führungspositionen, darunter bei PricewaterhouseCoopers und Deutsche Telekom, Telefonica, deal united, Twilio und weg.de, hilft Kai Boyd Unternehmern und Einzelkämpfern, ihre Führungsfähigkeiten zu verbessern. Der Münchner und begeisterte Jogger bringt Expertise aus Konzernen, dem Mittelstand und Start-ups ein.

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