Wie gehe ich mit Konflikten am Arbeitsplatz um, ohne die Stimmung weiter zu vermiesen?

Führung und Konflikte gehen Hand in Hand. Führung ist ein Hochleistungssport. Wer Konflikte nicht auf eine gesunde, produktive Weise lösen kann oder will, sollte keine Führungsrolle übernehmen. Punkt.

Dieser Artikel basiert auf dieser Podcast-Folge des „Dein Team, Deine Pflicht“-Podcasts. Um diese Folge und viele weitere zu hören, kannst du den „Dein Team, Deine Pflicht“-Podcast z. B. auf iTunes, Spotify und Amazon Music abonnieren.

Meiner Meinung nach lassen sich die Themen rund um die Konfliktlösung am besten mit folgendem Credo zusammenfassen:

Fürchte dich nicht vor Konflikten, sondern nimm sie an. 

Es ist dein Job. Du kannst zwar versuchen, Konflikte zu vermeiden, aber du kannst ihnen nicht entkommen. Tatsache ist, dass Konflikte am Arbeitsplatz unvermeidlich sind. Sie werden dich finden. Die Frage, die sich stellt, ist also: Wie gehe ich mit Konflikten am Arbeitsplatz um, ohne die Stimmung weiter zu vermiesen? Ein paar Gedanken dazu.

Konflikte lösen sich selten von selbst

Die Fähigkeit, Konflikte zu erkennen, zu verstehen, wie sie entstehen und in der Lage zu sein, sie schnell und gerecht zu lösen, wird dir als Führungskraft zugutekommen. Die Unfähigkeit dazu könnte dir allerdings zum Verhängnis werden. Wie oft hast du im Laufe der Jahre erlebt, wie sich ansonsten versierte Führungskräfte selbst zerstören, weil sie sich aus Angst vor Konflikten nicht einmischen wollen? Den Kopf in den Sand zu stecken und darauf zu hoffen, dass der Konflikt an dir vorübergeht, ist eben nicht die effektivste Methode zur Problemlösung. Konflikte lösen sich selten von selbst. In der Regel eskalieren sie sogar, wenn sie nicht proaktiv und richtig angegangen werden. Es ist gar nicht so ungewöhnlich, dass sich ein scheinbar harmloses Ereignis zu einem riesigen Problem auswächst, wenn es nicht frühzeitig gelöst wird.

Sei keine schwache Führungskraft, die nicht mit Mitarbeitern oder Mitarbeiterinnen umgehen kann!

Lass dich nicht in Dramen verwickeln

An wirklich jedem Arbeitsplatz gibt es manipulative Mitarbeitende, die mit Emotionen Konflikte schüren und damit zum Beispiel ihren Mangel an Substanz vertuschen wollen. „Dünnbrettbohrer“ sagt man gemeinhin dazu. Das sind die Drama Queens und Kings, die, wenn sie dann mit Fehlverhalten oder mangelnder Leistung konfrontiert werden, schnell mit dem Finger in eine andere Richtung zeigen. Sie sind geschickt darin, mit emotionalen Tiraden, welche häufig Krokodilstränen, Schuldzuweisungen und kleine Lügen, Halbwahrheiten und andere banale Manipulationen beinhalten, ihren völligen Mangel an Leistung zu überspielen.

Das Einzige, was noch schlimmer ist als das soeben Beschriebene, ist eine Führungskraft, die das nicht erkennt und oder nichts dagegen unternimmt. Echte Führungskräfte bevorzugen niemanden, lassen sich nicht in Dramen verwickeln und dulden schon gar nicht manipulatives, eigennütziges Verhalten (ich habe für den Umgang mit solchen Mitarbeitern den kostenlosen 9-teiligen Emailkurs „Schwierige Gepräche“ zusammengestellt).

Ungelöste Konflikte kosten bares Geld

Konflikte effektiv zu lösen ist ein wesentlicher Bestandteil jedes nachhaltigen Geschäftsmodells. Kannst du keine Konflikte lösen, kannst du kein Geld verdienen. Ungelöste Konflikte führen zu Produktivitätseinbußen. Sie hemmen die Kreativität und die erschweren auch die Kooperation und die Zusammenarbeit im Team. Eine gute Konfliktlösungsfähigkeit ist übrigens gleichbedeutend mit einer guten Mitarbeiterbindung. Führungskräfte nämlich, die nicht mit Konflikten umgehen können, müssen mit ansehen, wie ihre Top-Mitarbeiter, ihre Top-Talente sich auf die Suche nach einem gesünderen und sicheren Arbeitsumfeld machen.

Warum entstehen Konflikte überhaupt?

Was führt eigentlich zu Konflikten am Arbeitsplatz? Gegensätzliche Positionen, Konkurrenzdenken, Machtkämpfe, Egoismus, Stolz, Eifersucht, Leistungsunterschiede, Vergütungsfragen. Jemand, der einen schlechten Tag hat, … Es scheint, dass alles und jedes zu Konflikten führt. In Wirklichkeit ist es aber so, dass die meisten Konflikte entweder durch schlechte Kommunikation oder die Unfähigkeit, die eigenen Gefühle zu kontrollieren, entstehen.

Schauen wir uns diese beiden Hauptursachen für Konflikte einmal genauer an.

Kommunikation

Wenn du über die Konflikte nachdenkst, die du im Laufe deiner Jahre erlebt hast, dann wirst du schnell feststellen, dass viele von ihnen aus einem Mangel an Information  oder aufgrund von Fehlinformation entstanden sind.

Nehmen wir einmal an, dass du das Glück hattest, gute Informationen zu erhalten, aber nicht wusstest, was du damit anfangen sollst. Auch hierbei handelt es sich um ein Kommunikationsproblem, das zu Konflikten führen kann. Klare, prägnante, genaue und rechtzeitige Information tragen dazu bei, die Anzahl und die Schwere von Konflikten zu verringern.

Emotionen

Ein weiterer häufiger Fehler, der bei der Kommunikation am Arbeitsplatz gemacht wird und zu Konflikten führt: sich bei Entscheidungen von Emotionen leiten zu lassen. Ich habe erlebt, dass sonst so kluge Führungskräfte das Bedürfnis nach emotionaler Überlegenheit über das Erreichen ihrer eigenen Ziele gestellt haben.

Ein Beispiel: Hast du schon einmal erlebt, wie ein Mitarbeiter in der Hitze des Gefechts einen Wutanfall bekommen und hingeschmissen hat? Wenn ja, dann hast du in Wirklichkeit eine Person beobachtet, die ihren Gefühlen nachgegeben hat, anstatt an ihre Zukunft zu denken.

Man darf nicht vergessen, dass Konflikte ein normaler Bestandteil eines jeden sozialen und organisatorischen Umfelds sind. Die Herausforderung liegt darin, wie man mit ihnen umgeht. Wenn man Konflikte verheimlicht, vermeidet oder ignoriert, werden sie wahrscheinlich zu Wut, Rückzug, Fraktionskämpfe innerhalb einer Organisation führen.

Es stellt sich also die Frage, wie man mit Konflikten umgeht, wenn sie auftreten.

Für die Leistungsfähigkeit einer Organisation ist es wichtig, dass Konflikte akzeptiert und durch effektive Konfliktlösungsprozesse angegangen werden. Es ist zwar wichtig, eine Konfliktlösungsstruktur zu haben. Die effektive Nutzung der Konfliktlösung hängt aber letztlich von der Fähigkeit aller Parteien ab, deren Vorteile zu verstehen und, was vielleicht noch wichtiger ist, von dem Wunsch aller Parteien, die Angelegenheit zu lösen.

Die folgenden Tipps können dir dabei helfen, Konflikte am Arbeitsplatz effektiver zu lösen.

5 allgemeine Tipps zur Konfliktlösung am Arbeitsplatz

Definiere zuerst einmal akzeptable Verhaltensweisen. Eine Definition zu haben, was akzeptables Verhalten ist, ist bereits ein positiver erster Schritt zur Konfliktvermeidung. Lege fest, wie Entscheidungen getroffen werden, wie Befugnisse delegiert werden, wie die Zusammenarbeit im Team aussehen soll, was in Sachen Teambuilding passieren soll, wie Führungskräfte entwickelt werden und vieles mehr. All das, wenn es geregelt ist, hilft, Konflikte zu vermeiden.

Hier sind 5 weitere Tipps, um mit Konflikten am Arbeitsplatz umzugehen:

  • Transparenz.Eine klar definierte Stellenbeschreibung, damit die Mitarbeiter überhaupt wissen, was von ihnen erwartet wird, sowie eine klar formulierte Hierarchie, die eine effektive Kommunikation ermöglicht, tragen zur Konfliktvermeidung bei. Mach deutlich und teile mit, was toleriert wird und was nicht. Das ist deine Aufgabe als Führungskraft.
  • Konflikte frontal angehen. Konflikte lassen sich zwar nicht immer verhindern, aber meiner Erfahrung nach liegt das Geheimnis der Konfliktlösung in der Konfliktvermeidung, wo immer es möglich ist, indem du potenzielle Konfliktbereiche ausfindig machst und proaktiv auf entschlossene Weise eingreift. Dadurch wirst du wahrscheinlich verhindern, dass bestimmte Konflikte überhaupt entstehen. Sollte doch mal ein Konflikt aufflammen, kannst du seine Schwere minimieren, indem du ihn schnellstmöglich behebst.
  • Verständnis. Wenn du dir die Zeit nimmst, natürliche Spannungen zu erkennen und zu verstehen, kannst du unnötige Konflikte vermeiden. Es ist absolut wichtig, die Beweggründe der anderen zu verstehen, bevor man sich einmischt – darauf gehe ich ganz intensiv ein in dem Kurs „Ein schwieriges Gespräch führen“ ein. Versuche, den Menschen in deinem Umfeld zu helfen, ihre Ziele zu erreichen. Womöglich stellst du überrascht fest, dass bei der Lösung von Konflikten nur wenige Hindernisse im Weg stehen.
  • Faktor Wichtigkeit. „Chose your battles“ – keine Konflikte nur um des Konfliktes willen austragen! Ist das Problem so groß, dass es einen Konflikt auslöst, ist es sicherlich auch wichtig genug, um den Konflikt lösen. Wenn genug auf dem Spiel steht, wirst du die anderen Parteien auch dazu bekommen, alles zu tun, was nötig ist, um die Meinungsunterschiede zu beheben.
  • Die Chance sehen. Einen Konflikt muss man immer als Chance sehen. Praktisch jeder Konflikt birgt das Potenzial für eine super Lösung. Wo es Meinungsverschiedenheiten gibt, gibt es ein Potenzial für Wachstum und Entwicklung. Wenn du eine Führungskraft bist und Konflikte nicht für die Teambildung und die Entwicklung deiner Führungskräfte oder Mitarbeiter nutzt, lässt du euch eine große Chance entgehen. Unterschiedliche Positionen können Innovation und Lernen auf eine Art und Weise fördern, wie man sie sich nicht vorstellen kann. Kluge Führungspersönlichkeiten suchen nach den Vorteilen abweichender Meinungen.

Wo ein Wille, da ein Weg

Meine feste Überzeugung ist, dass Konflikte in der Regel gelöst werden können, wenn der aufrichtige Wille dazu vorhanden ist. Die andere Wange hinzuhalten, Kompromisse einzugehen, zu vergeben, Mitgefühl zu zeigen, eine gemeinsame Basis zu finden, aktiv zuzuhören, mehr zu dienen als das eigene Ich in den Vordergrund stellen und ähnliche Ansätze werden es dir immer ermöglichen, erfolgreich eine Beziehung aufzubauen, wenn der zugrundeliegende Wunsch, das Problem zu lösen, stark genug ist. Wenn jedoch alles andere fehlschlägt und die Kluft zwischen den Positionen nicht geschlossen werden kann, dann solltest du das Problem nicht durch Bevorzugung lösen, sondern indem du das Richtige tust …

Ich bin immer an deiner Meinung interessiert, ich freue mich auf eine E-Mail. Vielen Dank!

Hier schreibt Kai Boyd
Mit jahrzehntelanger Erfahrung in Führungspositionen, darunter bei PricewaterhouseCoopers und Deutsche Telekom, Telefonica, deal united, Twilio und weg.de, hilft Kai Boyd Unternehmern und Einzelkämpfern, ihre Führungsfähigkeiten zu verbessern. Der Münchner und begeisterte Jogger bringt Expertise aus Konzernen, dem Mittelstand und Start-ups ein.

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