Warum du im Team Kontakte fördern und Beziehungen aufbauen solltest

Der Artikel basiert auf dieser Podcastfolge. Hier kannst du dir einen praktischen Leitfaden zum Thema herunterladen. Mitarbeiter verbringen einen Großteil ihrer Lebenszeit mit Kollegen. Das ist eine Menge Zeit, die man mit Leuten verbringt, die man sich nicht gerade ausgesucht hat. Manche Menschen halten eine strikte Trennung zwischen Arbeit und Privatleben ein. Andere finden, dass […]

Der Artikel basiert auf dieser Podcastfolge. Hier kannst du dir einen praktischen Leitfaden zum Thema herunterladen.

Mitarbeiter verbringen einen Großteil ihrer Lebenszeit mit Kollegen. Das ist eine Menge Zeit, die man mit Leuten verbringt, die man sich nicht gerade ausgesucht hat. Manche Menschen halten eine strikte Trennung zwischen Arbeit und Privatleben ein. Andere finden, dass ihre Bürokollegen schnell zu ihren besten Freunden werden. Entwickelst du soziale Beziehungen zu deinen Kollegen oder minimierst du eher die Qualität und Quantität der Interaktionen, um Arbeit und Privatleben zu trennen? Und warum sind Kontakte unter Kollegen eigentlich so wichtig?

Wir sind soziale Wesen

Wenn du jemanden zum ersten Mal triffst, suchst du wahrscheinlich nach etwas, was ihr gemeinsam habt. Habt ihr beide Kinder? Seid ihr Fans des gleichen Fußballvereins? Arbeitet ihr als Produktmanager? Das kommt von unserem Bedürfnis, mit Menschen in Kontakt zu treten.

Sobald du ein Thema von gemeinsamem Interesse oder einen Bereich mit Gemeinsamkeiten gefunden hast, wird das Gespräch einfacher. Du spürst eine Verbindung, wenn du zum Beispiel merkst, dass ihr beide auf der BAP Jubiläumstour wart. Schließlich versuchen Menschen immer eine Gemeinschaft zu bilden. Ohne dieses Gemeinschaftsgefühl am Arbeitsplatz kann es sein, dass dir persönlich und beruflich etwas entgeht. Vielleicht fühlst du dich isoliert und unglücklich.

Forscher haben herausgefunden, dass soziale Beziehungen eine wichtige Voraussetzung für verringerten Stress und somit für Glück sind. Glücklichere Menschen erbringen bessere Leistungen; sie sind produktiver, kreativer und motivierter. Glück führt also dazu, dass Menschen erfolgreich sind, statt des allgemein verbreiteten Glaubens, dass Erfolg zu Glück führt. Interessant, oder?

Beziehungen bei der Arbeit sind wichtig für die Zusammenarbeit

Beziehungen bei der Arbeit vermitteln ein Gefühl des Zusammenhalts. Das ist die Grundlage für die Kultivierung von Team- und Zusammenarbeit. Mitarbeiter mit positiven Arbeitsbeziehungen engagieren sich mehr bei ihrer Arbeit. Die Moral steigt, ebenso wie die Loyalität. Das schafft eine größere Stabilität innerhalb des Teams. Die Mitarbeiterfluktuation verringert sich.

Wenn Führungskräfte mit ihren Mitarbeitern und Teammitglieder untereinander eine starke Bande haben, läuft die Arbeit besser. Viele zwischenmenschliche Probleme werden als weniger stressig empfunden. Konflikte werden reduziert und die, die entstehen, sind oft leichter zu lösen. Wenn du Beziehungen mit Kollegen pflegst, bist du in schwierigen Situationen wahrscheinlich nachsichtiger. Wenn du in einer Atmosphäre des Vertrauens und der Sicherheit arbeitest, bist du offener, eher bereit zuzuhören und verwendest eher positive Konfliktmanagementstrategien.

Lass mich dir ein Beispiel geben: Zwei Kollegen kommunizierten nicht optimal. Das hat sie sehr gestört. Sie kamen also zu mir. Wir haben uns dann zusammengesetzt und schnell stellte sich heraus, dass jeder die Informationen des anderen falsch interpretiert hatte. Auch wenn die Situation angespannt war, ist es alleine durch dieses offene Gespräch gelungen, dass beide ihren Beitrag, ihren Teil der Verantwortung für die Situation zu übernahmen.

Menschen mit positiven zwischenmenschlichen Beziehungen sind bereit, sich verletzlich zu zeigen und Risiken einzugehen. Wenn ich mich sicher fühle, werde ich auch mal unausgegorene Ideen teilen, um zu sehen, was meine Kollegen so darüber denken. Auch fühle ich mich wohler, wenn ich um Hilfe bitte oder meine Fehler eingestehe. Ich weiß nämlich, dass nicht ich, sondern z. B. die Idee beurteilt wird.

Nun haben wir alle schon erlebt, was passiert, wenn man keine Beziehungen aufbaut. Aus einer Maus kann schnell ein Elefant werden. Jede noch so kleine Situation kann eskalieren. Ohne Beziehung gibt es kein Vertrauen. Keiner geht die sprichwörtliche Extrameile, um zu helfen. Niemand riskiert in einem Meeting eine von der Allgemeinheit abweichende Meinung zu vertreten.

So baust du Beziehungen mit und unter deinen Teammitgliedern auf

Als Führungskraft hast du die Aufgabe im Team, Beziehungen zu fördern und auch selber Beziehungen aufzubauen. Die Beziehung muss stark und gut sein, damit deine Mitarbeiter mit Problemen zu dir kommen, dir Feedback geben, deine Führung annehmen und Höchstleistungen erbringen wollen. Du brauchst auch gute und starke Beziehungen zwischen den Teammitgliedern. Dort wird die Arbeit erledigt. Die Mitarbeiter arbeiten nicht nur mit dir – sie arbeiten direkt miteinander. Je mehr das Team sich untereinander verbunden fühlt, desto besser wird die Leistung sein.

Das ist eine Herausforderung. Was eine exponentielle Kurve bedeutet, wissen wir seit der Pandemie ja alle. Sobald es zwei Kollegen gibt – sagen wir, du und ich – ist das eine Beziehung. Addiere eine dritte Person, und es gibt vier Beziehungen: Du und ich. Du zu Person drei. Person drei zu mir. Wir drei zusammen. Und so weiter. Das sind eine Menge Beziehungen, die es zu führen gilt. Man kann natürlich keine perfekten Beziehungen zwischen allen orchestrieren. Aber man kann Gelegenheiten herbeiführen, wo das passiert.

Vielleicht machst du dir Sorgen, dass die Grenze zwischen Chef und Freund verwischt wird. Aber ein Freund zu sein ist nicht das Gleiche wie eine persönliche Beziehung zu haben.

Eine persönliche Beziehung zu haben bedeutet, dass du jemanden als vollwertig ansiehst und er dich auch. Die Person bedeutet für dich mehr als nur das Ergebnis, was sie liefert. Nicht immer ist es einfach, eine Beziehung zu einem Kollegen aufzubauen – weder für dich noch für deine Teammitglieder. Du musst deinem Team helfen. Du als Führungskraft solltest nicht der Dreh- und Angelpunkt aller Beziehungen sein. Stattdessen förderst du eine  Arbeitsplatzkultur, die den Aufbau von Beziehungen unterstützt.

5 Wege zur Förderung von Beziehungen am Arbeitsplatz

Hier bekommst du den sechsseitigen Leitfaden, der diese Episode begleitet – er fasst alles zusammen und bietet mehr Details.

1. Feiere berufliche und persönliche Anlässe.

Es liegt auf der Hand und wird beruflich viel zu wenig genutzt. Was in den privaten Beziehungen stiftet und stärkt, klappt auch hier im beruflichen Kontext. Nutzt jede Gelegenheit, euch auszutauschen oder zu feiern. In einer Firma gingen wir als Team jeden Freitag gemeinsam zum Mittagessen. Wir tauschten uns natürlich nicht nur über Berufliches aus. Jedes Mal erfuhren wir etwas Neues über die Kollegen.

In einer Remote-Situation geht das auch. Auf Wunsch des Teams haben wir unsere Dailys im Jahr 2020 von 10 auf 30 Minuten ausgedehnt. Wir sprechen hier täglich über Lustiges, Anstrengendes, Trauriges und Tolles. Noch nie habe ich so viel und so gut mit einem Team zusammengearbeitet, das ich (wegen der Pandemie) noch nie persönlich getroffen habe. Es herrscht großes Vertrauen untereinander.

2. Teile persönliche Geschichten und Fotos.

Das Teilen von Geschichten und Bildern aus dem Leben außerhalb des Büros ist eine lustige Möglichkeit, mehr Persönliches zu zeigen. Wir teilen z. B. Fotos von unseren Wochenendaktivitäten, Ferien und manchmal auch von eher peinlichen Situationen. Es ist schön, deine Kollegen in einem privaten Umfeld zu sehen – z. B. mit ihrer Familie.

Mal abgesehen davon, dass man in einem internationalen Team viel Inspiration für einen nächsten Urlaub bekommen kann (wenn die Pandemie mal vorbei ist). Slack oder WhatsApp sind super dafür. Das geht dann einfach live während des Meetings. Im Büro kann es manchmal das Bild auf dem Schreibtisch sein. Egal, ob du Fotos von deinem Fußballspiel am Wochenende oder von der Schulaufführung deines Kindes teilst, du baust eine Beziehung auf. Du lässt deine Kollegen in dein Leben.

Du machst das schon? Weiter so! Wenn nicht, fang an. Du als Führungskraft musst das Eis brechen – sei ein Vorbild. Sobald dein Team sieht, dass du es tust, wird es deinem Beispiel folgen.

3. Nimm dir Zeit für das Teambuilding.

Ganz gleich, ob du dich für ein ganztägiges Teambuilding oder einen Spieleabend entscheidest – deine Mitarbeiter außerhalb des Büros zusammenzubringen hilft ihnen, sich zu entspannen und sich besser kennenzulernen.

Es gibt viele Ideen für Teambuilding-Aktivitäten in deiner Stadt. Hier ein paar Fragen, die du dir stellen solltest, wenn du dich dafür entscheidest:

Wenn es nach Feierabend ist, wie viel Zeit wird es dauern? Deine Mitarbeiter opfern ihre Freizeit. Das solltest du berücksichtigen. Manchmal ist das in Ordnung. Deine Mitarbeiter sollten sich aber nicht unter Druck gesetzt fühlen, ihr Privatleben zu opfern.

Erfordert die Aktivität besondere körperliche oder andere Fähigkeiten? Ich bin mit mehreren Teams über das Dach des Olympiastadions in München geklettert. Aber erst, nachdem ich sichergestellt hatte, dass sich jede Person bei diesen Aktivitäten wohl fühlte und begeistert war. Gleiches gilt für einen Klettergarten – das ist nicht für jeden geeignet. Das musst du dir bewusst sein.

Wenn du ein virtuelles Team hast, ist ein kompletter Betriebsausflug schwieriger. In diesem Fall ist es sinnvoll, alle für ein paar Tage einzufliegen. Wenn das nicht geht, kann ich virtuelle Weinproben, Dinners, gemeinsames Kochen oder auch ein Gin-Tasting empfehlen. Nach Wein und Gin sollte aber der nächste Tag kein Arbeitstag sein – ich spreche hier aus leidvoller Erfahrung.

Solche Aktivitäten stärken das Gemeinschaftsgefühl.

4. Bring das Team über arbeitsfremde Themen zusammen.

Nicht berufsbezogene Themen können den Horizont des gesamten Teams erweitern. Oft war ich schon Teil eines Buchclubs. Bücher geben deinem Team etwas zum Reden und Nachdenken. Und zwar über andere Themen als die Arbeit. Die Art der Bücher, die euer Team auswählt, kann variieren. Nicht jeder muss jede Seite lesen. Die Prämisse ist weniger, dass deine Mitarbeiter den Inhalt konsumieren, sondern vielmehr, dass sie Zeit eingeplant haben, um darüber zu sprechen und voneinander zu lernen.

Warst du schon einmal bei einem Lunch-and-Learn? Das geht auch bestens virtuell oder hybrid. Ladet euch Gäste von außerhalb ein und lasst sie ihr Fachwissen oder ihre Leidenschaften teilen. Dabei gibt es Pizza – die Teilnehmer an anderen Standorten oder im Home-Office wählen sich per Video ein. Klappt wunderbar.

Sowohl Buchclubs als auch Lunch-and-Learns sind eine äußerst gute Wahl für virtuelle Teams, da die Teilnahme für alle einfach ist, ohne physisch zusammenzusein.

5. Überrasche dein Team gelegentlichen mit besonderen Dingen.

Nichts ist so wichtig wie ein aufmerksames, unerwartetes Geschenk. Vielleicht spendierst du deinem Team nach einem besonders aufreibenden Projekt oder einer extrem stressigen Woche ein Mittagessen. Oder, wenn du in Urlaub fährst, bringst du eine Schachtel mit besonderen Leckereien mit. Das habe ich oft bei Fastly im Londoner Büro erlebt. Leckereien aus aller Herren Länder. Das ist übrigens auch eine weitere Gelegenheit, über Urlaub zu reden.

Ist dein Team remote, schicke ein paar Leckereien per Post. Oder check mal, ob es an ihrem Wohnort ein cooles Restaurant oder Café gibt – und kaufe deinen Mitarbeitern einen Geschenkgutschein. Schau mal, was passiert!

In Beziehungen zu investieren ist immer eine gute Idee

Was auch immer du machst, um deine Beziehungen am Arbeitsplatz zu fördern, mach es konsequent. Das geschieht nicht über Nacht. Und ein Event oder Teambuilding reicht nicht. Wie bei einer Freundschaft musst du ständig in die Beziehung investieren, sonst verkümmert sie. Wenn neue Teammitglieder hinzukommen und andere weggehen, werden neue Beziehungen entstehen.

Der Aufbau von Beziehungen muss einem Teil deiner Team-DNA werden. Davon profitiert das gesamte Team – nebenbei wirst du auch eine Menge Spaß haben. Es lohnt sich also.

Wenn du Hilfe benötigst, hol dir den oben erwähnten Leitfaden.

Hier schreibt Kai Boyd
Mit jahrzehntelanger Erfahrung in Führungspositionen, darunter bei PricewaterhouseCoopers und Deutsche Telekom, Telefonica, deal united, Twilio und weg.de, hilft Kai Boyd Unternehmern und Einzelkämpfern, ihre Führungsfähigkeiten zu verbessern. Der Münchner und begeisterte Jogger bringt Expertise aus Konzernen, dem Mittelstand und Start-ups ein.

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